Wie nachhaltig ist Coaching?

Wie nachhaltig ist Coaching?

Inhaltsangabe

Vor einigen Jahren begleitete ich eine Klientin – nennen wir sie Julia –, die sich dauerhaft erschöpft fühlte. Keine klassische Depression, aber ein tiefsitzendes Gefühl von innerer Leere und Überforderung. Ihr Alltag war voll: Job, Familie, Verpflichtungen. „Ich funktioniere nur noch“, sagte sie in der ersten Sitzung. Und dann kam eine Frage, die viele meiner Klient*innen früher oder später stellen: „Kann Coaching das wirklich verändern – dauerhaft?“

Eine berechtigte Frage.

Und wie so oft, lautet die ehrliche Antwort: Es kommt darauf an.

(👉 Du willst noch tiefer verstehen, was Coaching eigentlich ist und wie es sich von Therapie oder Beratung unterscheidet? Dann schau gern hier vorbei: Was ist Coaching?)

Genauer gesagt: Es kommt darauf an, welche Art von Interventionen im Coaching eingesetzt werden. Denn nicht jede Methode wirkt gleich tief – und nicht jede Technik ist in jeder Situation hilfreich. In unserer Arbeit bei WildWechsel unterscheiden wir grundsätzlich drei Kategorien von Interventionen.


1 Ressourceorientierte Interventionen – die Soforthelfer

Stell dir vor, du bist kurz vor einem schwierigen Gespräch – die Nervosität steigt, dein Körper reagiert. In solchen Momenten nutzen wir im NLP oft ressourcenaktivierende Formate, wie zum Beispiel das Setzen eines Ankers. Du erinnerst dich an einen Moment, in dem du dich ruhig und souverän gefühlt hast, und wir verankern dieses Gefühl gezielt an einem Punkt deines Körpers.

Die Wirkung ist direkt spürbar. Du fühlst dich sicherer, klarer, handlungsfähiger.

Diese Art der Intervention hilft dir, mit einer Situation besser umzugehen, ohne das zugrundeliegende Thema zu verändern. Das Symptom – z. B. die Nervosität – kann gemildert werden, aber es verschwindet in der Regel nicht dauerhaft. Und das ist völlig in Ordnung – denn manchmal ist genau das gerade nötig: ein erster Schritt in Richtung Stabilität.

(👉 Du willst genauer wissen, wie das mit dem Ankersetzen funktioniert? In diesem Artikel erkläre ich die Methode Schritt für Schritt: Die Macht der Anker im NLP)


2 Symptomorientierte Interventionen – der Aha-Effekt mit Wiederholungsbedarf

Ein anderer Klient, ein erfahrener Projektleiter, kam mit dem Thema Selbstsabotage ins Coaching. Immer wenn er präsentieren sollte, meldete sich eine innere Stimme: „Du bist nicht gut genug.“ Wir arbeiteten mit der NLP-Technik „Swish“, einer Methode zur Veränderung innerer Repräsentationen. Gemeinsam veränderten wir den inneren Film, inkl. Tonfall, Lautstärke und Position der inneren Stimme – und plötzlich musste er lachen. „Jetzt klingt sie wie Donald Duck.“

Das Symptom war weg – in diesem Moment.

Das Besondere an symptomorientierten Methoden ist: Sie machen erlebbar, dass Veränderung möglich ist. Und sie vermitteln Werkzeuge, mit denen man sich im Alltag selbst helfen kann. Das stärkt die Selbstwirksamkeit – ein entscheidender Faktor für nachhaltige Veränderung. Auch wenn das Symptom später wieder auftaucht, kann die Technik erneut angewendet werden. Coaching wird damit zur Selbstermächtigung.


3 Ursächlich aufdeckende Interventionen – die Gamechanger

Zurück zu Julia. Im weiteren Verlauf unserer Arbeit wurde deutlich: Ihre Erschöpfung war kein Zufall. Sie war eng verknüpft mit einem alten, tief verankerten Muster. In einem systemischen Reimprint – einem Format, das ursächliche Prägungen transformiert – arbeiteten wir mit einer Kindheitsszene. Julia erlebte damals, wie ihre Mutter überfordert war. Und sie, als kleines Mädchen, übernahm viel zu früh Verantwortung.

Durch die gezielte Neuprägung dieser Szene mit neuen inneren Bildern, Ressourcen und systemischen Perspektiven entstand eine tiefe Veränderung. Einige Wochen später schrieb sie mir:

„Ich spüre eine neue Leichtigkeit – als hätte ich ein Gewicht abgelegt, das gar nicht meins war.“

Solche Veränderungen sind möglich, wenn die Intervention die Ursache trifft – und wenn der richtige Zeitpunkt dafür gekommen ist.


4 Die richtige Technik zur richtigen Zeit

Doch woran orientieren wir uns eigentlich, wenn wir die passende Methode auswählen?

Die Wahl der Coaching-Technik hängt nicht nur vom Thema ab, sondern vor allem vom inneren Zustand des Menschen, der vor uns sitzt.

Wie stabil ist jemand gerade? Wie viele Ressourcen stehen ihm oder ihr zur Verfügung?

Wenn ein Mensch sehr im Stress ist, in einer Krise steckt oder sich in einem sogenannten „Stuck State“ befindet, ist es essenziell, zunächst auf ressourcenorientierte Weise zu arbeiten. Erst wenn ein gewisses Maß an Stabilität und Selbstkontakt erreicht ist, können symptomorientierte Formate folgen. Und nur dann, wenn ausreichend Ressourcen, Vertrauen und innere Klarheit da sind, ist es sinnvoll, sich ursächlich aufdeckenden Methoden zuzuwenden – wie dem systemischen Reimprint oder auch der Aufstellungsarbeit.

Coaching ist ein Prozess. Und ein verantwortungsvoll begleiteter Coachingprozess baut aufeinander auf: Stabilisieren – entlasten – transformieren.


5 Für wen ist Coaching unter dem Gesichtspunkt der nachhaltigen Wirkung sinnvoll?

Coaching kann in ganz unterschiedlichen Situationen sinnvoll sein – sei es als gezielte Kurzintervention zur Vorbereitung auf eine Präsentation oder als längerfristige Begleitung in Phasen größerer persönlicher oder beruflicher Veränderungen. Entscheidend ist, dass Ziel, Anliegen, Methode und der zeitliche Rahmen zueinander passen.

Wer nachhaltige Veränderungen anstrebt – etwa eingefahrene Muster lösen, neue Wege erkunden oder sich in der Tiefe weiterentwickeln möchte – profitiert von einem Coachingprozess, der über den Moment hinaus wirkt. Doch auch kurzfristige, lösungsorientierte Settings können kraftvoll und für den Moment entlastend sein, wenn sie klar auf ein konkretes Ziel ausgerichtet sind. Coaching wirkt – wenn es stimmig zum eigenen Anliegen gestaltet ist.


6 Fazit: Was heißt das für die Nachhaltigkeit von Coaching?

Coaching wirkt tief und nachhaltig – wenn es methodisch fundiert, menschlich achtsam und individuell angepasst durchgeführt wird.

Ein Coaching, das ausschließlich auf Ressourcen setzt, kann entlasten, aber bleibt oft an der Oberfläche.

Ein Coaching, das symptom-orientiert arbeitet, bringt schnelle Erleichterung und steigert die Selbstwirksamkeit. Die Symptome können jedoch zurückkehren (gut, dass die Klientin dann über die notwendigen NLP-Techniken verfügt, um sich selbst zu helfen):

Ein Coaching, das sich mit den tieferen Ursachen beschäftigt, löst oft Blockaden, die über Jahre und Jahrzehnte gewirkt haben – und ist genau dadurch langfristig wirksam. Die Symptome bleiben dauerhaft verschwunden.

Und vielleicht ist das die wichtigste Botschaft:

Nachhaltigkeit im Coaching entsteht nicht hauptsächlich durch spektakuläre Techniken, sondern durch stimmige Prozesse.

Durch das Zusammenspiel von Menschlichkeit, Methodik und dem richtigen Moment.

Du willst nicht nur kurzfristige Erleichterung, sondern echte Veränderung? Dann lass uns gemeinsam herausfinden, welcher nächste Schritt für dich passt – im Einzelcoaching oder einer meiner Ausbildungen.

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🧡 Herzlichst,
Susanne (Lapp)
NLP-Expertin, Lehrtrainerin, Lehrcoach

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