1. Qualitätsstandard und Zertifizierung (Von welchem Verband ist die NLP-Ausbildung zertifiziert?)
Die meisten Anbieter von NLP-Ausbildungen gehören heutzutage einem (oder mehreren) NLP-Verbänden an. Dies bedeutet,
- dass sie nach den Standards des jeweiligen Verbandes ausgebildet sind.
- dass auch die Ausbildungen, die sie anbieten, die Qualitätsanforderungen der jeweiligen Verbände erfüllen.
NLP-Trainer*innen, die keinem Verband angehören, sind in der Zwischenzeit sehr selten. Ihre Angebote unterliegen keinem verbindlichen Standard, so dass sich hier eine besonders kritische Prüfung empfiehlt.
Für die Entscheidung für einen NLP-Anbieter sollte also die Zugehörigkeit zu einem (oder zu mehreren) NLP-Verbänden ein erstes Kriterium bilden.
Im zweiten Schritt gilt es zu prüfen, für welche Standards die Verbände stehen. Insbesondere ist es wichtig zu fragen, ob der jeweilige Verband
- konkrete Curricula (also Ausbildungsrichtlinien) vorgibt,
- was genau diese umfassen (so unterscheiden sich die einzelnen Verbands-Curricula erheblich nach Dauer und geforderten Inhalten) und
- ob diese auch veröffentlicht sind (z.B. auf der Verbandswebsite).
Denn tatsächlich haben nicht alle NLP-Verbände verbindliche Curricula verabschiedet, in denen die Mindestanforderungen an die Ausbildungsinhalte, die zu erwerbenden Kompetenzen der Teilnehmenden, die Form der Vermittlung und die Ausbildungsstandards für die Trainer*innen festgelegt sind.
Darüber hinaus veröffentlichen nicht alle Verbände, die Curricula verabschiedet haben, diese in geeigneter Form. Die zu erwartenden Inhalte und Standards der NLP-Ausbildung sind somit nicht überprüfbar. Man kauft quasi die Katze im Sack.
NLP-Ausbildungen, die nicht von einem Verband zertifiziert sind oder wenn die zugrundeliegenden Standards nicht veröffentlicht werden, erscheinen aufgrund der hohen Intransparenz fragwürdig.
2. Das jeweilige NLP-Institut und seine Schwerpunkte
Die Bezeichnung ‚Institut‘ geht etymologisch gesehen zurück auf das lateinische „Instituere“ und meint eine Einrichtung bzw. Unternehmung. Oft wird damit die Vorstellung einer forschenden oder wissenschaftlichen Arbeit verbunden. Dies ist jedoch nicht notwendig. So trägt heute die Mehrheit der NLP-Anbieter die Bezeichnung ‚Institut‘ im Namen, obwohl wenn nur eine Minderheit von ihnen tatsächlich wissenschaftlich arbeitet oder forscht.
Stattdessen haben die meisten NLP-Institute Schwerpunkte und/oder Zielgruppen definiert, an die sie sich wenden. Bei einigen steht der Erwerb von Kenntnissen für den Vertrieb, den Verkauf oder die Führungskompetenz im Fokus. Bei anderen stehen die Persönlichkeitsentwicklung, der Erwerb von Coaching-Kompetenzen, gesundheitsorientierte Anwendungen und vieles mehr im Mittelpunkt. Da NLP so vielfältig eingesetzt werden kann, ist die Spannbreite der Ausrichtungen und Schwerpunktsetzungen groß.
Deshalb ist es wichtig zu überlegen,
1. ob der Schwerpunkt des Instituts denen Interessen und Bedürfnissen entspricht
2. welche Qualifikationen die Trainer*innen mitbringen, um glaubwürdig für die Schwerpunkte stehen zu können,
3. ob man sich in den Räumlichkeiten (falls vorhanden) sicher und gut aufgehoben fühlt.
Denn grundsätzlich kann man nur dann von den Stärken eines Instituts wirklich profitieren, wenn man sich dort wohlfühlt.
3. Die Lehrtrainer*innen – Chemie und Kompetenz
NLP-Trainer bzw. NLP-Lehrtrainerin sind keine geschützten Begriffe. Theoretisch darf sich jeder, der möchte, so nennen. Um deutlich zu machen, dass die eigene Bezeichnung das Ergebnis von einem (meist tatsächlich langwierigen und anspruchsvollen) Zertifizierungsprozess ist, ergänzen die meisten verbandszertifizierten Trainer*innen ihre Bezeichnungen um das Kürzel des Verbandes. z.B. „NLP-Lehrtrainerin, IN“.
Gleichzeitig bedeutet die Tatsache, dass eine Trainerin Mitglied in einem NLP-Verband ist, noch nicht automatisch, dass sie auch im Namen dieses Verbandes ausbilden und siegeln darf. Denn um NLP-Ausbildungen zu leiten und nach dem Verbandsstandard zu zertifizieren, bedarf es bei den meisten Verbänden weiterer Qualifizierungen, bis die förmliche Ernennung zur siegelberechtigten NLP-Lehrtrainerin erfolgen kann – dann jeweils um das Kürzel des siegelnden Verbandes ergänzt, um die jeweils geltenden Standards zu verdeutlichen.
Dabei sei an dieser Stelle noch einmal betont, dass sich die Standards von Verband zu Verband teilweise erheblich unterscheiden:
- Es gibt NLP-Verbände, die von ihren Trainern nicht einmal verlangen, bestimmte Mindestanforderungen für die Ausbildungen einzuhalten.
- Es gibt sogar NLP-Verbände, die in ihren Trainer-Curricula die Inhalte der NLP-Practitioner- oder Master-Ausbildungen nicht zum Gegenstand der Abschluß-Prüfungen machen. Ein entsprechender Kompetenznachweis der Trainierenden ist damit offiziell nicht gegeben.
Dass sich dies erheblich auf die Lehre, die Komplexität der vermittelten Formate, die jeweiligen Inhalte und damit auf die Qualität der angebotenen Ausbildungen dieser Trainer*innen auswirken kann, ist offensichtlich.
Deswegen empfiehlt es sich zu erfragen,
- von welchem Verband der Trainer, die Trainerin zum Lehrtrainer ernannt wurde,
- ob der Trainer über Lehrberechtigungen weiterer national oder international anerkannter NLP-Verbände verfügt,
- wie lange er schon NLP-Ausbildungen anbietet (und auch tatsächlich durchführt),
- ob die Durchführung von NLP-Ausbildungen einen Schwerpunkt seines Angebots bilden (oder eher unter ferner liefen erfolgen)
- welches Feedback er auf unabhängigen Bewertungsplattformen (Google, ProvenExpert etc.) genießt.
Insbesondere die Punkte 3 – 5 vermitteln einen guten Eindruck über die tatsächliche Kompetenz eines Trainers, da grundsätzlich gilt, dass sich Qualität am Markt durchsetzt. Siegel und Zertifikate können da immer nur erste Anhaltspunkte bieten.
Darüber hinaus spielen vor allem die sogenannten „Soft Skills“ wie Zugewandheit, Humor und Empathie eine entscheidende Rolle. Aus der Wirkungsforschung von Therapie und Coaching wissen wir, dass über 40% des Therapie- bzw. Coachingerfolgs auf die Beziehung zwischen Coach und Klient bzw. Patient und Therapeutin zurückzuführen sind.
Auch wenn vergleichbare Untersuchungen für NLP-Ausbildungen (noch) fehlen, entspricht es der Erfahrung, dass die Chemie zwischen NLP-Lehrtrainerin und dem Teilnehmendem eine entscheidende Rolle für seinen Erfolg in der NLP-Ausbildung spielt. Deswegen empfiehlt es sich, einen persönlichen Eindruck (YouTube-Videos, Telefonat, Infoabend etc.) von der jeweiligen Lehrtrainerin bzw. dem Lehrtrainer zu bekommen, bevor man sich für eine NLP-Ausbildung entscheidet.
4. Die Ausbildungsdauer und die Verteilung der Ausbildungszeit
Die Dauer von NLP-Ausbildungen unterscheidet sich von Verband zu Verband und von Anbieter zu Anbieter teilweise erheblich.
Während viele Verbände eine Mindestdauer für eine NLP-Practitioner bzw. NLP-Master-Ausbildung von 18 Tagen vorschreiben, gibt es auch Verbände, die keine zeitlichen Vorgaben machen. Da finden sich dann auch Ausbildungen, die lediglich 8 bzw. 10 Tage dauern.
Vergleicht man den Umfang der vermittelten Inhalte zeigt sich schnell, dass die kürzeren Ausbildungen nur einen Bruchteil der Inhalte vermitteln, die Ausbildungen von 18 oder mehr Tagen zu bieten haben.
Hinsichtlich der Verteilung der 18 (oder mehr) Tage auf einzelne Module machen die Verbände keine Vorgaben. So finden sich sowohl Angebote, die die 18 Tage „am Stück“ durchziehen, wie auch Modelle, in denen die 18 Tage auf 9 Module, verteilt auf einige Monate, erstrecken.
Das Absolvieren der Ausbildung in einem Rutsch bringt den Vorteil, dass man schnell das Zertifikat in den Händen hält. Ob dann jedoch schon eine Integration der erlernten Inhalte in den Alltag stattgefunden hat, darf bezweifelt werden. Die Ausbildungen, die sich über mehrere Monate erstrecken, brauchen dagegen einen längeren Atem, dafür sind die erzielten Transformationsergebnisse oft umfassender.
5. Die Unterrichtsform: Vor Ort, online oder hybrid
In den vergangenen Jahren hat die Online-Lehre einen ungeahnten Aufschwung erlebt. Fast jeder (unter 60) hat heute schon die ein oder andere Ausbildung online absolviert.
Gleichwohl entbrannte zwischen und innerhalb der NLP-Verbände eine intensive Diskussion darüber, ob die Vermittlung der NLP-Inhalte online bzw. hybrid (mindestens) so gut möglich wäre wie vor Ort.
Nach bald 4 Jahren Erfahrung mit der Vermittlung von Online-Inhalten gibt es noch keine wissenschaftliche fundierte Untersuchung, ob Online-Ausbildungen denen der vor Ort-Vermittlung überlegen sind oder umgekehrt. Diese Frage wird im Moment von der International Association of NLP-Institutes wissenschaftlich untersucht; die Ergebnisse stehen noch aus.
Gleichzeitig gibt es eine Reihe von Erfahrungswerten, basierend aus einer Vielzahl durchgeführter NLP-Ausbildungen unterschiedlichster Anbieter. Folgendes bild zeichnet sich ab:
- Die Teilnahme an einer NLP-Ausbildung in Präsenz bietet den Vorteil, dass man auch jenseits der Vorträge und Übungen miteinander in Kontakt ist. Man geht gemeinsam Essen, trinkt zusammen Kaffee etc. Das wissen insbesondere Menschen, die ansonsten ihre Woche vor Bildschirmen in Zoom-Meetings verbringen, sehr zu schätzen. Entsprechend entscheiden sich viele, die sich für eine NLP-Ausbildung interessieren, für die Teilnahme in Präsenz.
- Die Teilnahme an einer Online-NLP-Ausbildung bietet über die logistischen Vorteile hinaus (keine Hundebetreuung muss organisiert werden, Teilnahme auch mit Erkältung etc.) für viele den Vorteil, den Schutz der eigenen vier Wände, der es ihnen ermöglicht, sich leichter zu öffnen und so schneller ein intensiveres Vertrauensverhältnis aufzubauen. So gibt es viele, die die Online-Lehre der Präsenzlehre vorziehen.
- Die Teilnahme an einer hybrid angebotenen NLP-Ausbildung verbindet die Vorteile reiner Online- bzw. Präsenz-Ausbildungen, verlangt jedoch von den Teilnehmenden eine gewisse Bereitschaft, sich darauf einzulassen.
Aufgrund dieser positiven Erfahrungen mit der Online-Lehre ermöglichen die meisten nationalen und internationalen NLP-Verbände diese heute in ihren Curricula.
Zusammenfassend kann man sagen: Wie bei der Wahl der Lehrtrainerin gilt auch bei der Wahl der Ausbildungsform, dass sie den eigenen Präferenzen entsprechend muss. Man muss sich damit wohlfühlen – dann wird man mit jeder Ausbildungsform auch gute Ergebnisse erzielen.
6. Die Größe der Ausbildungsgruppe – von klein bis groß
Bei den Größen der Ausbildungsgruppen gibt es erhebliche Unterschiede. Während viele Verbände sechs Teilnehmer als Mindestteilnehmerzahl einer NLP-Ausbildung vorschreiben, gibt es nach oben (theoretisch) keine Beschränkung.
In der Praxis deklarieren viele Institutsinhaber ihre Gruppengrößen, die ihre Ausbildungen regelmäßig erreichen, als die beste Größe. Jedoch gibt es bisher hierzu ebenfalls keine fundierte wissenschaftliche Untersuchung. Diese Lücke will die im Moment laufende Untersuchung der International Association of NLP-Institutes ebenfalls schließen, so dass hoffentlich bald Erkenntnisse dazu vorliegen, ob – und wenn ja, welche – Auswirkungen die Gruppengröße auf die Qualität einer NLP-Ausbildung hat.
Bis dahin lässt sich basierend auf jahrelangem Erfahrungswissen sagen:
- Die Stärke kleiner Gruppen besteht in ihrer Übersichtlichkeit. Man kennt sich schnell beim Namen und die Geschichte jedes Einzelnen. Fällt dann allerdings jemand krankheitsbedingt aus oder bricht die Ausbildung ab, kann es schwierig werden, jemanden für eine Peergroup zu finden, so dass die praktische Anwendung leicht zu kurz kommt.
- Größere Gruppen bieten dagegen den Vorteil, dass sich immer jemand für eine Peergroup findet – und zwar zu den Zeiten, zu denen man selbst üben möchte. Die Übungsintensität und damit die am Ende erzielte Anwendungssicherheit ist damit in der Regel höher. Auch wird die Vielfalt der Teilnehmer und ihrer Hintergründe oft als bereichernd erlebt.
- Manche Menschen blühen sogar in großen Hallen gemeinsam mit hunderten anderen Teilnehmern erst so richtig auf.
Viel wichtiger als die Zahl der Teilnehmer ist die Betreuungsintensität: Wie viele Assistenten / Co-Trainer begleiten die NLP-Ausbildungen und stehen als Ansprechpartner jederzeit zur Verfügung? Es ist etwas anderes, ob eine Gruppe von 20 Teilnehmenden nur von einem Lehrtrainer oder von einer Lehrtrainerin und 4 Co-Trainern begleitet wird. Deswegen lohnt es sich, im Zweifel die Betreuungsintensität zu erfragen.
Zusammenfassend gilt auch hier, dass man die Gruppengröße finden sollte, die zu den eigenen Präferenzen passt. Manche fühlen sich in kleineren Gruppen wohl, andere genießen die Energien einer größeren Runde (und sind dann selbst davon überrascht).
Die Ausbildungsinvestition – billig kann sehr teuer sein (und umgekehrt)
Wie bei anderen Produkten oder Dienstleistungen auch, sagt der Preis einer NLP-Ausbildung alleine nur sehr wenig (wenn überhaupt etwas) über die Qualität der Ausbildung. Die teuerste Ausbildung muss nicht die beste sein.
Es gibt zum Beispiel NLP-Institute, die damit werben, für Ausbildungen in sehr kleinen Gruppen (und für bestimmte Zielgruppen, wie z. B. Ärzte) sehr hohe Investitionen aufzurufen. Eine NLP-Practitioner Ausbildung wird dort mit über 5.000,- Euro veranschlagt.
Andererseits finden sich Aufzeichnungen von NLP-Ausbildungen kostenlos im Netz. Und es gibt Möglichkeiten, eine NLP-Practitioner-Ausbildung online mit hunderten anderer Teilnehmer*innen schon ab 500,- € zu absolvieren. Hier sollte der Preis nicht das allein ausschlaggebende Kriterium sein, sondern es lohnt sich zu prüfen, welche Inhalte und welche Betreuungsintensität geboten werden. Solche Angebote umfassen oft nicht die Inhalte und bieten nicht die Transformation anderer NLP-Angebote. Dann ist es doch verlorenes Geld und verlorene Lebenszeit – und damit sehr teuer.
Insgesamt sollte man darauf achten, dass die Ausbildungskosten ein angemessenes Verhältnis von Ausbildungsdauer, Ausbildungsumfang, Lernform und der Erfahrung der Lerntrainerin zur Investition bieten.