Das systemische NLP Lexikon von WildWechsel– für Coaches, Trainer*innen und alle, die NLP fundiert anwenden wollen
Die Raketentechnik ist eine wirkungsvolle visuelle Dissoziationstechnik im NLP. Sie hilft dabei, sich emotional von belastenden Situationen zu lösen – indem sich die betroffene Person vorstellt, wie sie sich entweder selbst als Rakete in den Himmel schießt, oder das belastende Geschehen in eine Rakete packt und ins All katapultiert.
Dadurch entsteht sofort emotionale Distanz, Klarheit – und oft ein tiefes Gefühl von Freiheit und Erleichterung. Besonders bei Themen, die zu nah sind, zu sehr „unter die Haut gehen“, ist diese Technik ein Gamechanger.
Einsatzbereich | Ziel der Technik |
---|---|
Akute Belastung | Emotionale Entlastung nach Konflikten oder Triggern |
Coaching | Dissoziation von traumatisch aufgeladenen Szenen |
Selbstcoaching | Kontrolle über belastende Bilder und Gefühle zurückgewinnen |
Prüfungsvorbereitung | Angst vor einer Szene (z. B. Präsentation) entladen |
Systemische Arbeit | Inneren Abstand zu Fremdgefühlen schaffen |
Variante A: Der Klient fliegt weg
Belastende Szene erinnern: Der Klient bringt eine konkrete Situation vor das innere Auge, die zu nah, zu intensiv oder emotional überfordernd wirkt.
Dissoziieren: Der Klient stellt sich vor, wie in einer Rakete sitzt und mit zunehmender Geschwindigkeit nach oben fliegt.
Wichtig: Die belastende Szene bleibt unten zurück, wird zunehmend kleiner, farbloser, stumm und weit entfernt.
Höhe anpassen: Der Coach fragt: „Wie hoch musst du fliegen, damit es sich gut anfühlt?“ – Ziel ist eine Distanz von innerer Sicherheit und Weite.
Verankerung des neuen Zustands: Der neue, weite Zustand kann mit einem körperlichen Anker oder Bild verankert werden.
Variante B: Du bleibst – die Szene fliegt
Belastende Szene identifizieren
Raketentransport: Die Szene wird gedanklich in eine große Rakete geladen – optional mit Humor (z. B. alberne Geräusche beim Einladen).
Start: Die Rakete hebt ab – mit Countdown, Licht und Geräusch. Mit Raketengeschwindigkeit entfernt sie sich Richtung Weltall und nimmt die belastende Szene mit.
Zurückbleiben in Ruhe: Der Klient erlebt, wie die Szene verschwindet – und innerlich Ruhe, Erleichterung, Klarheit entsteht.
Eine Klientin, nennen wir sie Julia, kommt zu mir ins Coaching, weil sie nach einem Gespräch mit ihrer Vorgesetzten völlig blockiert ist. Die Chefin hatte sie vor dem gesamten Team für einen Fehler kritisiert – sachlich, aber für Julia fühlte es sich entwertend an. Seitdem kreist ihr inneres Erleben um diesen Moment: Scham, Ärger, Sprachlosigkeit.
Ich frage sie: „Wenn du an diese Szene denkst – was ist am stärksten spürbar?“
Sie zeigt auf ihre Brust: „Ein Druck, fast wie ein Stein. Und das Gesicht meiner Chefin – riesengroß, als würde sie mich immer noch anschauen.“
Wir entscheiden uns für die Raketentechnik: Zuerst lassen wir die Szene auftauchen – Julia sieht sich selbst am Konferenztisch, hört die Worte, sieht das Gesicht ihrer Chefin. Dann leite ich sie an, sich innerlich vorzustellen, wie diese Szene in eine riesige Rakete gepackt wird: das Bild, der Ton, das Gefühl – alles kommt rein.
Ich frage: „Welche Farbe hat die Rakete?“ „Knallpink mit Glitzer“, sagt sie – und lacht das erste Mal in dieser Sitzung.
Wir starten den Countdown. 10 – 9 – 8 … Mit jeder Zahl wird der Druck auf der Brust leichter. … 3 – 2 – 1 – Start! Die Rakete hebt ab. Julia verfolgt, wie sie kleiner wird – bis sie nur noch ein Punkt am Horizont ist. Dann: Nichts. Ruhe.
Ich frage: „Was ist jetzt da?“ Sie: „Ein Gefühl von Raum. Als hätte ich den Stein aus meinem Brustkorb entfernt.“
Ich lasse sie diesen Zustand verankern – über eine Geste. Danach kehrt sie zur Szene zurück, aber diesmal ist sie neutral. „Ich kann sehen, dass meine Chefin einfach selbst unter Druck stand. Es war nicht gegen mich.“
In der nächsten Sitzung erzählt Julia, dass sie ein klärendes Gespräch führen konnte – souverän und ohne das alte Gefühl.
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Die Raketentechnik bietet im systemischen Coaching eine elegante Möglichkeit, Fremdgefühle aus einem anderen System (z. B. Eltern, Partner, Führungskraft) symbolisch zurückzugeben, ohne direkte Konfrontation. Besonders bei übernommenen Schuld- oder Angstgefühlen ist die visuelle Dissoziation ein erster Schritt, um „sich selbst wieder zu gehören“.
Auch in systemischen Aufstellungen kann diese Technik als symbolischer Abschluss genutzt werden, etwa um sich energetisch aus einem verstrickten System zu lösen.
Sie eignet sich zudem gut als Übergang zwischen Wahrnehmen und Handeln: Wenn Klient*innen erkannt haben, dass ein Gefühl nicht „ihres“ ist, aber noch keine Handlung setzen können – hilft die Raketentechnik beim emotionalen Loslassen.
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