Das systemische NLP Lexikon von WildWechsel– für Coaches, Trainer*innen und alle, die NLP fundiert anwenden wollen

Aufträge zurückgeben (NLP)

Definition Aufträge zurückgeben (NLP):

„Aufträge zurückgeben“ ist ein Format aus dem systemischen NLP und dem Familienstellen, das Menschen unterstützt, unbewusste Fremderwartungen, Rollenbilder und Glaubenssätze zu erkennen – und diese symbolisch wieder an ihre Quelle zurückzugeben.

Solche „Aufträge“ entstehen häufig durch frühe Prägung im Familiensystem, durch gesellschaftliche Normen oder institutionelle Rahmen wie Schule oder Kirche.

Sie wirken als innere Befehle oder Glaubenssätze – etwa: Du musst immer stark sein“, „Sei nie laut“ oder „Mach niemandem Umstände“ – und führen oft zu Anpassung, inneren Blockaden und einschränkenden Mustern.

Anwendung Aufträge zurückgeben (NLP):

Das Format wird im Coaching, in Aufstellungsarbeit oder im Einzelsetting angewendet, wenn Klient*innen erkennen: „Das, was ich lebe, ist nicht meins.“

Typische Anwendungsfelder sind:

  • konflikthafte Loyalitäten im Familiensystem
  • innere Antreiber, die nicht hinterfragt wurden
  • Rollenerwartungen in Beziehungen oder Beruf
  • diffuse Schuldgefühle oder Blockaden ohne erkennbaren Grund

Ablauf des Formats in sechs Schritten:

  1. Auftrag identifizieren:

    Der Klient benennt einen inneren Auftrag, der wie eine unsichtbare Leitlinie wirkt – z. B. „Ich darf keine Schwäche zeigen.“ Dies geschieht oft über Körpersignale, Sprachmuster oder belastende Situationen.

  2. Quelle finden:

    Es wird exploriert, von wem der Auftrag stammen könnte: Eltern, Lehrer*innen, Großeltern etc. 

  3. Auswirkungen spüren:

    Was bewirkt dieser Auftrag im Leben des Klienten? Welche Gefühle (z. B. Enge, Pflicht, Angst), welche Strategien (z. B. Kontrolle, Rückzug) sind damit verbunden? Der Klient erkennt den Preis, den er für die Treue zum Auftrag zahlt.

  4. Symbolische Rückgabe:

    Der Auftrag wird in der Vorstellung als Symbol, Bild oder Objekt gestaltet – und in einer Visualisierung oder Aufstellung zurückgegeben. Z. B. indem er einem inneren Bild der Mutter, des Systems oder „der Gesellschaft“ überreicht wird.

  5. Neue Ausrichtung finden:

    Nach der Rückgabe entsteht Raum für eine neue Haltung. Der Klient formuliert einen passenden Glaubenssatz oder ein inneres Bild, das ihn ab jetzt stärkt – z. B. „Ich darf erfolgreich sein.“

  6. Verankerung:

    Der neue Glaubenssatz wird körperlich, emotional und sprachlich verankert – z. B. über eine Geste, ein Ritual, ein Ankern oder ein Symbol.

Anwendungsbeispiel:

Eine Führungskraft trägt unbewusst den Auftrag: „Du musst immer alles im Griff haben.“ Im Coaching erkennt sie, dass dieser Satz von ihrem Vater stammt, der selbst nie Schwäche zeigen durfte. Sie spürt den Druck, den dieser Glaubenssatz auslöst – körperlich, emotional, im Team.

In einer Visualisierung übergibt sie den „Auftrag“ als schweren Rucksack innerlich an ihren Vater zurück – mit Respekt und Mitgefühl. Danach entsteht der Satz: „Ich darf führen – auch mit Unsicherheit.“

Sie verankert diesen Satz mit einer Geste und nimmt ihn als Reminder mit in ihren beruflichen Alltag.

Systemischer Kontext:

Systemisch gesehen geht es bei der Rückgabe von Aufträgen um die Ablösung von übernommener Verantwortung, die nicht zum eigenen Lebensweg gehört.

Solche Aufträge sind oft Ausdruck systemischer Verstrickung – z. B. durch Parentifizierung, Schuldumkehr oder unbewusste Loyalitäten.

Die Rückgabe erfolgt nicht gegen das System, sondern im Dienst der Autonomie und Lebendigkeit des Klienten.

So entsteht mehr Ich-Stärke im Kontext – statt weiterer Anpassung an überholte Muster.

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