Dein NLPedia – das systemische NLP Lexikon von WildWechsel– für Coaches, Trainer*innen und alle, die NLP fundiert anwenden wollen

Sleight-of-Mouth-Pattern

Definition Sleight-of-Mouth-Pattern (NLP):

Das Sleight of Mouth Pattern ist ein sprachliches Reframing-Modell im NLP, das auf Robert Dilts zurückgeht. Es umfasst eine Sammlung von etwa 14 linguistischen Strategien, mit denen sich einschränkende Überzeugungen (Glaubenssätze) gezielt hinterfragen, relativieren oder transformieren lassen – oft in verblüffend eleganter Weise.

Der Name ist angelehnt an „Sleight of Hand“ (Täuschung durch Fingerfertigkeit), meint hier aber die „Umdeutung mit sprachlicher Präzision“.

Ziel ist es, festgefahrene Glaubenssysteme nicht direkt zu bekämpfen, sondern durch geschickte semantische Interventionen neue Denkräume zu öffnen – oft mit nur einem Satz.

Anwendung Sleight-of-Mouth-Pattern (NLP):

Sleight-of-Mouth-Formulierungen eignen sich besonders:

  • bei limitierenden Glaubenssätzen („Ich bin nicht gut genug“, „Das geht bei mir nicht“)

  • in Gesprächen mit hohem Reframing-Bedarf, z. B. bei Teamkonflikten, Mitarbeitergesprächen oder Coachingprozessen

  • im Selbstcoaching, um automatisierte Denkweisen zu erkennen und zu verändern

  • im Vertrieb oder bei Präsentationen, um z. B. Einwände konstruktiv umzudeuten

  • in der therapeutischen Arbeit, um Opferhaltungen oder Schuldmuster aufzubrechen

  • zur gezielten Stärkung innerer Autorität und Überzeugungskraft in Kommunikation

Besonders wirksam ist das Muster bei Menschen mit hoher Sprachsensibilität, denen direkte Konfrontation eher Widerstand auslöst.

Anwendungsbeispiel Sleight-of-Mouth-Pattern (NLP):

Ausgangsaussage des Klienten:

„Ich kann mich beruflich nicht verändern – ich habe schließlich Verantwortung für meine Familie.“

Hier siehst du, wie die 14 Sleight-of-Mouth-Muster diesen Satz unterschiedlich umdeuten:

  1. Ursache-Wirkung hinterfragen

    → „Gibt es wirklich einen direkten Zusammenhang zwischen beruflicher Veränderung und fehlender Verantwortung?“

  2. Komplexe Äquivalenz auflösen

    → „Verantwortung zu übernehmen heißt doch nicht automatisch, alles beim Alten zu lassen.“

  3. Meta-Rahmen

    → „Interessant, dass du Veränderung und Verantwortung als Gegensätze betrachtest. Was würde passieren, wenn du sie als Ergänzung siehst?“

  4. Kontext-Reframing

    → „In welchem Kontext wäre Veränderung sogar der verantwortungsvollere Weg?“

  5. Inhalts-Reframing (Bedeutungsreframing)

    → „Vielleicht bedeutet Verantwortung heute, ein Vorbild für Mut und Entwicklung zu sein.“

  6. Konsequenz-Reframing

    → „Was wird langfristig passieren, wenn du aus Angst vor Veränderung feststeckst? Wie wirkt sich das auf deine Familie aus?“

  7. Intention (positive Absicht würdigen)

    → „Du willst für deine Familie da sein. Wie könntest du das auch in einem neuen beruflichen Kontext noch besser leben?“

  8. Redefinition (anderer Begriff)

    → „Verantwortung heißt nicht Stillstand, sondern bewusstes Steuern deiner Lebensrealität.“

  9. Hierarchie der Kriterien

    → „Ist Sicherheit wirklich dein höchster Wert oder vielleicht doch Vorbild-Sein, Freiheit oder Lebendigkeit?“

  10. Gegenbeispiel

    → „Kennst du jemanden, der sich verändert hat, und gerade dadurch für seine Familie Verantwortung übernommen hat?“

  11. Modell einer dritten Person

    → „Was würde jemand sagen, den du für seine Verantwortung und seinen Mut bewunderst?“

  12. Zeit-Reframing

    → „Wird dieser Satz auch in fünf Jahren noch gültig sein oder verändert sich deine Perspektive vielleicht mit der Zeit?“

  13. Analogie / Metapher

    → „Ein Kapitän, der nicht den Kurs ändert, obwohl der Sturm naht – ist der wirklich verantwortungsvoll?“

  14. Chunking Up / Down (Abstraktion)

    → „Was bedeutet Verantwortung für dich ganz grundsätzlich? Und was genau hindert dich daran, sie auf neue Weise zu leben?“

Systemischer Kontext:

Im systemischen Coaching reicht es nicht aus, einzelne Glaubenssätze sprachlich zu entmachten, denn viele Überzeugungen sind nicht rein kognitiv, sondern auch emotional, körperlich oder systemisch verankert.

Ein Satz wie „Ich darf nicht sichtbar sein“ kann aus einem familiären Tabu stammen, z. B. nach einem Schicksal, bei dem Sichtbarkeit gefährlich war (Krieg, Verlust, Trauma).

In diesem Fall wäre ein sprachlicher Reframe ohne Einbettung in eine systemische oder somatische Begleitung nicht nur wirkungslos, sondern potenziell retraumatisierend.

Zudem gilt:

  • Manche Überzeugungen sind Introjekte (übernommene Glaubenssätze), die sich nicht umdeuten, sondern zurückgeben lassen.

  • Andere brauchen kein neues Denken, sondern ein neues Erleben – z. B. über Aufstellungen, Imagination oder Timeline-Arbeit.

Sleight of Mouth ist ein starkes Werkzeug, aber kein Allheilmittel.

Verwandte Begriffe:

WildWechsel in Zahlen

Zertifiziert von den großen nationalen & internationalen Verbänden

EANLP Logo
Logo DVNLP
Logo INLPTA
Logo In
Logo DNLPCV