Dein NLPedia – das systemische NLP Lexikon von WildWechsel– für Coaches, Trainer*innen und alle, die NLP fundiert anwenden wollen
Parentifizierung bezeichnet die Umkehr von Rollen zwischen Eltern und Kind: Das Kind übernimmt emotionale, psychische oder praktische Verantwortung für die Eltern – oft unbemerkt und früh im Leben.
Diese Dynamik führt dazu, dass Kinder nicht Kind sein dürfen, sondern sich um das emotionale Gleichgewicht oder die Bedürfnisse der Eltern kümmern müssen.
Im NLP verstehen wir Parentifizierung als tief verankertes Muster, das später im Leben zu Überverantwortung, chronischer Selbstüberforderung oder diffusen Schuldgefühlen führen kann – besonders in Beziehungen oder im Beruf.
In der systemisch geprägten NLP-Arbeit geht es darum, solche unbewussten Muster bewusst zu machen und achtsam zu transformieren. Methoden wie Timeline-Arbeit, systemischer Re-Imprint, die Arbeit mit inneren Anteilen oder auch Aufstellungsformate können helfen:
Die kindliche Rolle zu erkennen und liebevoll zu entlassen
Die Verantwortung dorthin zurückzugeben, wo sie hingehört
Eigene Grenzen, Bedürfnisse und Ressourcen neu zu verankern
Wichtig: Nicht jede Übernahme von Verantwortung in der Kindheit ist automatisch schädlich – entscheidend ist, ob sie altersgerecht erfolgte.
Eine Klientin kommt ins Coaching, weil sie sich im Job ständig überlastet fühlt. Obwohl sie offiziell keine Führungsposition hat, übernimmt sie regelmäßig Aufgaben für Kolleg*innen, springt ein, wenn andere ausfallen, und fühlt sich für das Klima im Team verantwortlich. Auf Rückfragen erklärt sie: „Ich kann einfach nicht zusehen, wenn andere straucheln.“ Gleichzeitig leidet sie unter ständiger Erschöpfung, hat Schlafprobleme und das Gefühl, „nie genug zu sein“.
Im Coaching wird deutlich: Diese Muster sind ihr nicht neu – sie begleiten sie seit der Kindheit. Ihre Mutter war psychisch instabil, häufig traurig oder überfordert. Die Klientin – damals sechs Jahre alt – entwickelte eine feine Antenne für emotionale Schwankungen im Elternhaus und versuchte, die Mutter aufzuheitern, zu entlasten oder „wenig Probleme zu machen“. Sie wurde zur stillen Kümmerin – und trug emotional viel mehr, als für ein Kind gesund ist.
Diese Rolle der „emotionalen Stütze“ hat sie verinnerlicht – und unbewusst mit ins Berufsleben genommen. Dort wiederholt sich das alte Muster: Sie übernimmt Verantwortung, bevor andere sie überhaupt aussprechen. Sie spürt unausgesprochene Spannungen, versucht auszugleichen, zu beruhigen, zu retten – auf Kosten ihrer eigenen Kräfte.
Im Coaching arbeiten wir mit einem systemischen Re-Imprint: Sie begegnet innerlich ihrem kindlichen Ich – der jüngeren Version von sich, die versucht hat, stark zu sein, wo niemand anders stark war. Auf der Timeline erlebt sie, wie ihr heutiges Ich diese Rolle würdigt – und ihr gleichzeitig sagt: „Es ist nicht mehr deine Aufgabe. Du darfst jetzt erwachsen werden.“
In einer weiteren Phase geben wir die Verantwortung dorthin zurück, wo sie hingehört – zur Mutter, zur damaligen Situation. Nicht als Anklage, sondern als liebevolle Klarstellung. Die Klientin spürt ein großes Gefühl von Erleichterung. Zum ersten Mal erlaubt sie sich innerlich, aus der Rolle der Helferin auszusteigen – und sich bewusst abzugrenzen.
In den Wochen danach verändert sich ihr Verhalten im Job spürbar:
Sie beginnt, klarer zu kommunizieren, was sie leisten kann – und was nicht. Sie bemerkt schneller, wann sie in alte Muster zu rutschen droht. Und – vielleicht das Wichtigste – sie entwickelt ein neues Gefühl von Selbstwert, das nicht mehr an Leistung und Fürsorge gekoppelt ist, sondern an das bewusste Recht, für sich selbst zu sorgen.
Eine ausführliche Darstellung der Dynamik findet sich im „Großen Handbuch für den systemischen NLP-Practitioner & Coach“.
Ein Coach arbeitet mit einem Klienten, der ein eigenes Retreat entwickeln möchte.
Träumer: „Ein Wochenend-Retreat im Herbst. Tiefgehend. Intuitiv. Intim. Vielleicht in meinem Elternhaus mit Blick in den Garten.“
Realist: „Ich brauche max. 6 Plätze. Essen organisieren. Ein Landingpage-Konzept. Vielleicht zwei Preisstufen.“
Konstruktiver Kritiker: „Was ist, wenn es zu persönlich wird? Was, wenn sich niemand anmeldet?“
Nach zwei Runden entsteht ein stimmiger Plan – mit Sicherheitspuffern, aber ohne die ursprüngliche Vision zu verlieren.
Das Retreat wird Realität – aus einer Vision mit Herz UND Verstand.
Parentifizierung ist eine zentrale Verstrickung in der systemischen Arbeit. Sie kann sich zeigen in:
Emotionaler Parentifizierung: Das Kind tröstet, stabilisiert oder reguliert den emotionalen Zustand der Eltern.
Instrumenteller Parentifizierung: Das Kind übernimmt Alltagsaufgaben, pflegt Geschwister oder organisiert den Haushalt.
Rollenumkehr und Loyalitätskonflikten: Besonders in Familien mit fehlenden oder überforderten Bezugspersonen.
Solche Rollen sind nicht bewusst gewählt, sondern entstehen aus Liebe, Loyalität – und dem kindlichen Bedürfnis nach Bindung und Sicherheit.
Im Coaching ist es zentral, die systemischen Ursachen zu würdigen – ohne Schuldzuweisungen, aber mit klarer Erlaubnis zur inneren Ablösung. Erst wenn die alte Funktion bewusst losgelassen wird, entsteht echter Raum für die eigene Identität.
Systemischer Re-Imprint
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