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Satir Typen

Definition Satir Typen (NLP):

Die Satir-Typen gehen auf die Familientherapeutin Virginia Satir zurück, eine zentrale Inspirationsquelle für das NLP. Sie beschrieb fünf typische Kommunikationsmuster, die Menschen – meist unbewusst – in belastenden Situationen zeigen. Diese Muster sollen innere Spannungen ausgleichen, führen aber oft zu Missverständnissen, Konflikten oder Beziehungskälte.

Die fünf Typen sind:

  1. Beschwichtiger – macht sich klein, stellt die Bedürfnisse anderer über die eigenen. Innerlich ist er in der Anmaßung, empfindet sich als anderen überlegen.

  2. Ankläger – gibt anderen die Schuld, wirkt hart und kontrollierend. Innerlich fühlt er sich oft klein und unterlegen.

  3. Rationalisierer (auch: Computer) – versteckt sich hinter Logik und Fachsprache. Er fürchtet, von seinen Gefühlen überrollt zu werden.

  4. Ablenker – wechselt das Thema, redet chaotisch, überspielt die Spannung. Sein Motto: „bloß nicht an dem eigentlichen rühren; dann fliegt alles auseinander.“

  5. Kongruenter Typ – ist emotional präsent, klar und authentisch.

Im NLP dienen diese Typen dazu, Kommunikationsmuster sichtbar und veränderbar zu machen – insbesondere unter Stress.

Grundsätzlich gehen wir davon aus, dass alle Menschen alle Satir Typen zur Verfügung haben, aber meist dominieren ein, zwei Satir Typen die Kommunikation des Einzelnen.

Anwendung Satir Typen (NLP):

Die Satir-Typen kommen im NLP besonders dann zum Einsatz, wenn es darum geht, Kommunikation unter Stress zu analysieren und zu transformieren. Sie eignen sich für:

  • die Arbeit mit Beziehungskonflikten: z. B. in Paar-, Team- oder Familienkonstellationen

  • Selbstreflexion: Welche Rolle nehme ich ein, wenn es schwierig wird. Und was steckt dahinter?

  • den Aufbau von kongruenter Kommunikation, besonders für Führungskräfte oder Coaches

  • die Arbeit mit inneren Anteilen: z. B. in der Teilearbeit, wenn sich verschiedene Haltungen im Inneren streiten

  • das Verständnis systemischer Rollen in dysfunktionalen Familiensystemen (Parentifizierung, Triangulierung etc.)

  • den Transfer in Körpersprache: Mimik, Tonfall und Gestik verändern sich je nach Satir-Typ. Das lässt sich gezielt nutzen.

Durchführung Satir Typen (NLP):

1. Körperlich erfahrbar machen (ideal im Präsenz-Training oder als Einzel-Coaching-Übung)

Die Satir-Typen werden nicht nur beschrieben, sondern verkörpert, um zu spüren, wie sich jedes Muster innerlich anfühlt.

Vorgehen:

  • Jede*r Teilnehmende stellt nacheinander die 5 Typen körperlich dar: Beschwichtiger, Ankläger, Rationalisierer, Ablenker, Kongruenter Typ

  • Dazu können typische Sätze gesprochen werden („Ich weiß, das war meine Schuld“ / „Du bist schuld!“ / „Statistisch gesehen …“ / „Oh, schau mal da draußen!“ / „Ich spüre, das ist mir wichtig …“)

  • Danach Reflexion: „Welcher Typ fühlt sich vertraut an? Welcher ist fremd? Welcher wäre wünschenswert?“

Ziel: Körperliche Selbstwahrnehmung, Mustererkennung, Perspektivwechsel


2. Stress-Simulation mit Typenwechsel

Eine stressbesetzte Kommunikationssituation (z. B. Kritikgespräch, Beziehungskonflikt, beruflicher Trigger) wird durchgespielt – zunächst im eigenen Satir-Muster, dann experimentell in anderen Typen.

Ablauf:

  • Klient*in oder Teilnehmende schildern eine typische Situation

  • Sie agieren darin in ihrem bekannten Muster

  • Dann spielen sie die gleiche Szene in den anderen Typen durch

  • Abschluss: bewusste Wahl, wie möchte ich in Zukunft reagieren – was braucht es dafür?


3. Innere Anteile zuordnen (systemisch-innenweltlich)

Statt „du bist so“ → Ein Teil von dir reagiert so, wenn…

Format:

  • Typen als innere Anteile aufstellen (z. B. mit Bodenankern oder Stühlen)

  • Frage: „Was will dieser Anteil für dich schützen oder erreichen?“

  • Ziel: Würdigung & Integration – nicht Verteufelung

Besonders wirksam bei Klient*innen, die z. B. den Ankläger „gehasst“ haben und jetzt spüren dürfen, dass dieser Teil sie einst beschützt hat.


4. Satir-Typen als Diagnoseraster im Teamcoaching

Wenn du in einem Teamcoaching arbeitest, lassen sich Spannungen häufig über die Typen analysieren:

z. B. Führungskraft als Rationalisierer, Mitarbeiterin als Beschwichtigerin → niemand benennt die eigentliche Spannung.

Vorgehen:

  • Jede*r reflektiert, welcher Typ er/sie im Team oft einnimmt

  • Kombinationen werden sichtbar gemacht

  • Teams können lernen, wie sich Kongruenz anfühlt und wie man sie im Team fördert


5. Reframing & Ressourcenarbeit je Typ

Zu jedem Satir-Typ kann gezielt mit Reframings und Ressourcen gearbeitet werden:

TypHinter dem Verhalten steckt oftHilfreiches Reframing / Ressource
BeschwichtigerAngst vor AblehnungDu darfst wichtig sein.
AnklägerBedürfnis nach KontrolleKlarheit ohne Härte ist möglich.
RationalisiererSchutz vor GefühlenFühlen ist nicht gefährlich.
AblenkerAngst vor KonfrontationDu darfst klar und lebendig sein.
KongruentGesunde BalanceVertrauen in sich und andere.

Eine ausführliche Darstellung der Satir Typen findet sich im „Großen Handbuch für den systemischen NLP-Practitioner & Coach“.

Beispiel Satir Typen (NLP):

Eine Frau, die früh gelernt hat, ihren cholerischen Vater zu befrieden, zeigt im Coaching stark beschwichtigendes Verhalten.

Sie entschuldigt sich ständig, nimmt Schuld auf sich und sagt Sätze wie „Ich will ja keinen Stress machen“. Im Coaching wird ihr bewusst, dass dieses Muster kein Persönlichkeitsmerkmal ist, sondern eine Überlebensstrategie aus der Kindheit.

Durch die Arbeit mit den Satir-Typen erkennt sie ihr Muster als Beschwichtigerin, experimentiert mit kongruenter Haltung und erlebt erstmals, wie es sich anfühlt, klar und selbstverbunden zu sprechen, ohne andere zu verlieren.

Systemischer Kontext:

Im systemischen NLP werden die Satir-Typen als Schutzstrategien verstanden, die sich aus der Interaktion mit dem Herkunftssystem entwickeln.

Oft übernimmt ein Kind z. B. die Rolle des Ablenkers, um familiäre Spannungen zu entladen oder die des Rationalisierers, um nicht fühlen zu müssen, was im System unaussprechlich war.

Diese Muster sind tief eingeprägt und meist mit unbewussten Loyalitäten verbunden. Erst wenn sie erkannt und gewürdigt werden, entsteht der Raum für kongruente, erwachsene Kommunikation.

Verwandte Begriffe:

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